Gelungener Saisonstart am Fluss

Gelungener Saisonstart am Fluss

 

Das Karpfenangeln am Fluss hat für mich einen ganz besonderen Reiz, da man nie wirklich weiß, welche Fische zu erwarten sind und vor Allem welche Fischgrößen vertreten sind. Oft bekommt man zu Ohren, dass es an Flüssen sehr mau mit Fangerfolgen aussehen kann, allerdings gibt es auch Zeiten, die alles andere als mau verlaufen. Hier sind dann mehrere Fänge innerhalb weniger Stunden zu verbuchen und genau diese Zeit gilt es abzupassen. Hat man jetzt die Möglichkeit, ans Wasser zu gehen, benötigt man lediglich noch den richtigen Platz, eine angepasste Futtertaktik und ein qualitativ hochwertiges Futter, mit welchem man den Bedarf der Fische decken kann und im besten Falle der natürlichen Nahrung Konkurrenz bieten kann.

 

Es war ja schon ein fast außergewöhnliches Frühjahr, was zumindest das Karpfenangeln bei mir betrifft. Mitte April kam ein Bekannter aus meiner Familie zu Besuch, bei dem ich auch wusste, dass er in früheren Zeiten das Karpfenangeln schon sehr intensiv und gewissenhaft betrieb. Allerdings hat er dies in den letzten Jahren ziemlich schleifen lassen und so fragte er mich, ob ich für ihn Boilies hätte, da er dieses Jahr wieder fischen möchte. Selbstverständlich gab ich ihm einige Boilies von Philipp Resch mit, dass er die Kugeln testen kann. Von den Ergebnissen, die diese Boilies ergaben war er wirklich sehr begeistert und bekam so auch wieder ganz schnell Lust, angeln zu gehen und eine schöne Zeit am Wasser zu verbringen.

 

Nun möchte ich aber auch über meinen Saisonstart am Fluss ein paar Worte verlieren. Für mich war es dieses Jahr ein neuer Streckenabschnitt des Mains und somit begann ich, die Flussstruktur zu erkunden. Ende März ging das hervorragend, da zu diesem Zeitpunkt Schifffahrtssperre war und dadurch keine Sedimente aufgewühlt wurden. Das Ergebnis war glasklares Wasser, bei dem man teilweise bis zum Grund schauen konnte, was die ganze Location natürlich um einiges interessanter und vor Allem aufschlussreicher machte. Hier lasse ich mir gerne sehr lange Zeit, da ich lieber stundenlang oder gar Tage lang suche, um dann letztendlich einen erfolgversprechenden Platz zu finden. Sorgfalt und genaues Erkunden ist mir hier persönlich sehr wichtig, da dies über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.

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Nach langer Suche wurde ich im Randbereich fündig und konnte eine Vertiefung auf sieben Meter finden, die sich von der durchschnittlichen Tiefe von vier Metern deutlich abhob. Auf einer Länge von ca. 50 Metern fällt dieser Bereich konstant ab und verläuft wie eben beschrieben bis zu drei Meter tiefer als die Durchschnittstiefe. Sofort ist mir dieser Bereich aufgefallen und wurde dann genauer erkundet, bis ich mir letztendlich ein Bild machen konnte, wie es dort unten in sieben Meter Tiefe wohl aussehen wird. Die Grundbeschaffenheit war wie nicht anders zu erwarten kiesig und einige kleinere Steinbrocken. Mein Gedanke war eng mit dem Schiffsverkehr verbunden. Ich vermutete stark, dass an diesem Platz wenig Futter weggespült wird und auch immer wieder Futter hängen bleibt, da der Platz ja wie ein Kessel aufgebaut ist. Dies begünstigt, dass der Sog der Schiffe das Futter nicht so stark wegzieht, da ja im Main viel Schiffsverkehr stattfindet. So lautet zumindest meine Theorie.

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Also begann ich nun, den Platz zu beobachten, um so mögliche Anzeichen von Fischen auszumachen. Da hier leider ein Nachtangelverbot besteht, ging ich immer in der Früh um 4:30 Uhr los, dass ich um 5:00 Uhr am Platz anwesend war. Verstärkt in den frühen Morgenstunden (5:00 – 8:00 Uhr) konnte man beobachten, dass Fische am Platz waren. Das bedeutete also für mich, dass ich in diesem Zeitraum füttern muss, um die Fische abzupassen. Um den Platz zu aktivieren, fütterte ich drei Tage in Folge jeweils 3 Kilo Mais, da ich wusste, dass ein guter Weißfischbestand vorhanden ist und das Futter sicherlich gefressen wird. Dazu noch ein halbes Kilo Boilies in verschiedenen Durchmessern, um eine Vielfalt zu erzeugen.

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Nach den drei Tagen begann ich dann, auf Boilies umzustellen und brachte täglich 1,5 Kilo Boilies in 16, 20 und 24 mm ein. Hier setzte ich auf Feed-Grade-Fish, GLM und Red Bloodworm. Zudem wertete ich diese noch mit Feed-Grade Amino-L auf. Dieses gebe ich zwei Tage vor dem Füttern zu den Boilies hinzu, so dass das Liquid gut in die Kugeln einziehen kann und letztendlich unter Wasser die Aromastoffe wieder freigibt. Jetzt habe ich noch weitere drei Tage gefüttert und dann mit der ersten Kurzsession begonnen.

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Meine Kurzsessions sehen so aus, dass ich um 4:00 Uhr in der Früh aufstehe, ans Wasser fahre und pünktlich um 5:00 Uhr meine Montagen ins Wasser befördere. Auf jede Rute kommt eine Hand voll Boilies und das war es. Sobald die Fische eintreffen, kann man nach einem Biss wieder ein wenig nachfüttern, aber niemals zu viel füttern, sonst besteht die Gefahr, dass mein Hakenköder nicht aufgenommen wird. Ich musste keine halbe Stunde warten, so hatte ich schon den ersten Fisch auf einen High-Light Hookbait in GLM 24 mm gefangen. Satte 15 Kilo brachte dieser Bursche auf die Waage.  An diesem Tag tat sich leider nichts mehr und so brach ich wieder gegen 9:00 Uhr Richtung Heimat auf.

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In den nächsten Sessions konnte ich immer gut fangen und fing auch noch weiterhin Fische bis 33 Pfund. Nun hatte ich auch mal an einem Abend Zeit und beschloss, fischen zu gehen. Das Ergebnis war dann ein Spiegler mit 19,7 Kilo.

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Dass auch Waller die Boilies gerne fressen, machte sich auch nach einiger Zeit bemerkbar und so stieg ein Wels mit 1,40 Meter ein.

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Nun aber mal zu meiner Montage. Diese ist simpel, aber auch sehr robust ausgelegt. Ich fische eine 0,60 mm starke Schlagschnur. Im Anschluss folgt ein ganz einfacher Safety Clip aus Plastik und ein Wirbel. Um die Montage gut am Grund zu halten, werden Bleie zwischen 110 und 140 Gramm eingesetzt. Je nach Situation kann das Gewicht natürlich nach oben geschraubt werden. Auf Quick Change Swivel verzichte ich bewusst, da ich hier persönlich nicht das Vertrauen habe, dass diese extremen Belastungen standhalten. Somit schlaufe ich mein Vorfach in den Wirbel ein und habe dann ein besseres Bauchgefühl. Mein Rig ist ebenso einfach aufgebaut. Das Haar binde ich aus weichen geflochtenen Material und befestige dieses dann am Hakenschenkel, indem ich um die geflochtene Schnur die Wicklungen des knotenlosen Knotens mit meiner monofilen Vorfachschnur mache. Hier verwende ich Materialen zwischen 0,40 und 0,50 mm. Als Haken kommt bei mir der Snaggerz Hook in Größe 4 zum Einsatz. Zum Schluss noch ein kleines Stück Silikonschlauch auf den Hakenschenkel, um das Haar zu fixieren und einen Line Aligner, um den Dreheffekt zu begünstigen. Die Länge des Vorfachs beträgt um die 30 cm.

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So hat mein Frühjahr ausgesehen und ich war wirklich überaus glücklich, dass meine Taktik so aufgegangen ist, wie ich es mir ausgemalt habe. Hier sieht man auch wieder, dass die Vorbereitung und die Wahl des richtigen Futters das A und O ist. Trotz der immer noch aktuellen Lage mit dem Corona-Virus konnte ich meine Angelei in vollen Zügen genießen und ordentlich abräumen. Solche Fangserien erlebt man wirklich nicht alle Tage am Fluss.

Nun wünsche ich noch eine entspannte, erholsame und vor allem fischreiche Zeit und einen erfolgreichen kommenden Herbst 2020.

Maximilian Hartlieb