Die Perle aus dem Süden

david

Etwas wehmütig belade ich meinen Sprinter, während mein Blick immer wieder über das kleine Paradies schweift, das ich während der letzten Tage mein Zuhause nannte. Wie eine Oase, eingebettet inmitten afrikanischer Savanne, sieht es auf den ersten Blick aus. Nur die Gesprächsfetzen vorbeiwandernder Franzosen erinnern daran, dass ich nur das Land, nicht aber den Kontinent temporär gewechselt habe. 

Mein Ziel für die anstehende Nacht steht fest: ein kleiner Fluss, der sich durch das Department schlängelt. Er beherbergt einen ganz besonderen Fisch, einen urigen Spiegler jenseits der 20-Kilo, ein echtes Unikat, ein Dinosaurier – wild lebend, ohne Angeldruck. Die Chancen stehen gut, schließlich besuchte ich seinen Stammplatz – einen großen, ins Flussbett gefallenen Baum – bereits einige Tage zuvor, sah einige seiner Kameraden im Holz stehen und verteilte auf winzig kleinen Plätzen einige Hände meines Lieblingsboilies, der Sauren Biene

„Ob das Futter komplett gefressen wurde?“, schießt es mir in den Kopf, als ich den schmalen Feldweg mit dem Sprinter passiere. Absolute Konzentration ist gefragt, links nur wenige Zentimeter zur schroffen Felswand, rechts nur eine Handbreit zum Flussbett – selbst die Anreise zu meinem Zielfisch gleicht einem echten Abenteuer. Schnell ist das 210er Schlauchboot einsatzbereit, welches ich bei meiner Van-Tour so sehr zu schätzen gelernt habe und nur wenige Augenblicke später, treibe ich auf diesem bereits über den toten Baum hinweg. 

Wie eine knorrige Hand erstrecken sich seine kahlen Äste durch den kristallklaren Fluss. Was so anmutig erscheint bereitet mir Kopfzerbrechen – wo bitte soll ich hier meine Montagen positionieren, ohne Fischverlust in Kauf zu nehmen? Minute um Minute inspiziere ich den Bereich, ehe ich mich für zwei, nur etwa 30cm breite, krautfreie Stellen entscheide. 

Zwei Two-Light-Hookbaits müssen es in dieser Nacht richten. Ihr schwereloses Verhalten Unterwasser ist in meinen Augen perfekt für scheue Fische, die nur selten mit Boilies und Co. in Berührung kommen. Einzelne „Saure Biene“ Boilies darum verteilt und fertig sind zwei perfekte Fallen, die nicht besser liegen könnten.

Mit der Abenddämmerung kehrt Ruhe am Fluss ein, gleichzeitig macht sich Nervosität in mir breit. Die anstehende Nacht ist meine einzige und letzte Chance, den Fisch auf dieser Reise zu fangen. Ein erneutes Widersehen mit diesem Ort ist schließlich nicht eingeplant. Aufgeregt und etwas nervös teile ich meine Gedanken mit der PR Baits Crew und einigen Freunden – alle drücken mir die Daumen und ich genieße die friedliche Abendstimmung mit einem Glas Rosé.

Mitten in der Nacht blicke ich schlaftrunkend auf mein Handy – bereits kurz nach vier Uhr, bald wird die Sonne aufgehen… Ich bin gerade dabei wieder einzunicken, da meldet sich wie aus dem Nichts meine recht Rute. Ich brauche nur einen Sekundenbruchteil, bis ich sie erreiche. Nach unten geneigte Rutenspitze, druck auf der Schnur, Fisch hängt! Nervös löse ich den Expander und gehe mit geschlossener Bremse Meter um Meter zurück. Bingo! Kein Reiben in der Schnur, dem Fisch ist es nicht gelungen, das Holz zu erreichen. Bange Sekunden vergehen und ich stehe verschlafen mir krummer Rute inmitten der kleinen Oase, die durch den anbrechenden Tag zum Leben erwacht, mit einem Fisch im Drill, den ich mir so herbeigesehnt hatte. Seine trägen Kopfschläge, welche durch die Greenlight Sinking Line perfekt an die Rutenspitze übertragen werden, lassen meine Hoffnungen weiter und weiter ansteigen.

Und dann?

Dann schließen sich meine Keschermaschen um Etwas, das groß, alt und wunderschön ist. Wie in Trance lasse ich die Kopflampe aufblitzen und wage einen Blick hinein: Er ist es wirklich! 

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Hier findest du den ersten Beitrag

David Rosemeier
Team P.R. Baits