Karpfenangeln am Lago di Pusiano

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Sommerurlaub am Lago di Pusiano

Es ist sicherlich recht ungewöhnlich für die meisten Menschen an diesem See in Norditalien ihren Sommerurlaub zu verbringen. Die wunderschöne Region bietet deutlich populärere Urlaubsziele mit den Großseen Como oder Maggiore und im Verhältnis dazu betrachtet, kleinere Seen wie den Pusiano, findet man in der gesamten Lombardei auch noch so einige mehr. Von daher nicht verwunderlich wenn der normale Urlauber hier einen 500+ Hektar See nicht im Focus oder jemals seine Namen vernommen hat. Den meisten Karpfenanglern wiederum ist der Lago di Pusiano jedoch bestens bekannt, wurde er doch in unserem  Kosmos auch gerne als der Cassien Italiens bezeichnet.

Seit einigen Jahren jetzt schon fahre ich im späten Sommer mit meiner Freundin in den Campingurlaub. Dabei waren wir in Frankreich, Österreich und Italien unterwegs und immer habe ich als leidenschaftlicher Angler die Kombination zwischen unserem Urlaub mit täglichem Ausflugsprogramm und nächtlichem Karpfenangeln gewählt. Das Ganze ist in der Planung nicht gerade einfach abzustimmen an die Rahmenbedingungen. Zuerst überlegen wir uns eine Gegend die wir aufsuchen wollen, dann schaue ich nach einem bezahlbaren Platz dessen Zeltpitches über einen Strom und Wasseranschluss verfügen, der direkt am Ufer eines fischereilich interessanten Gewässers gelegen ist und ob das Reglement das Angeln in der Nacht erlaubt. Diesmal sind wir mit dem Campingplatz Class am Lago di Pusiano fündig geworden.

Geändert hat sich an diesem See in den Jahren seit ich das erste mal an seinen Ufern stand doch so einiges. Und da euch Lesern hier logischerweise das eigentliche Angeln deutlich mehr interessiert als ein Bericht über die tollen Locations und Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, die wir während unserem Urlaub besucht haben, werde ich den restlichen Textbericht rein auf das Angeln beziehen. Ein Update zu diesem See und was ich aus der Sicht eines Karpfenanglers für Erfahrungen in diesem Jahr dort gemacht habe.

Die erste große Veränderung zur Vergangenheit ist, wie das Angeln und die Bootsnavigation am See geregelt wurde. Durch das Verwaltungsunternehmen Egirent SRL muss man seinen Platz vorab online buchen. Es wurden insgesamt 28 Plätze ausgezeichnet, aktuell sind aber nur 22 Plätze zur Auswahl möglich. Die Gründe haben mit dem allgemein niedrigen Wasserstand der letzten Jahren und dem daraus resultierenden starken Seerosen und Krautbewuchs zu tun. An den restlichen 6 Plätzen ist das Angeln einfach nicht mehr möglich. Welche Plätze buchbar sind kann man auf der Website www.lagopusiano.com einsehen.

Für mich, der den See auch noch aus den Zeiten kennt als man einfach vor Ort eine italienische Angelsteuerlizenz für kleines Geld in einem Postamt kaufte und überall am Ufer der meisten italienischen Gewässer angeln konnte, stellte sich die Frage wie die neue Organisation auf mich wirkt. Ist das Ganze jetzt ein Pay Lake oder habe ich noch ein Big Water Freiheitsgefühl?

Ganz objektiv für jeden kann ich diese Frage auch jetzt nicht beantworten da durch den eigentlichen Sinn der Reise einen Urlaub mit einer fixen Buchung eines Campingplatz zu machen, mir es somit nicht möglich ist die Angelplätze zu wechseln wenn es fischereilich nicht gut läuft. Für mich hat es durch diese Bedingung sehr gut funktioniert auf meinen gebuchten Platz 21 fixiert zu bleiben. Es ist grundsätzlich aber möglich seinen Uferplatz während der Session zu wechseln, man muss nur schauen welche Plätze nicht belegt sind und dem Unternehmen Egirent SRL die Information der gewünschten Platzänderung telefonisch durchgeben. Dieses Verwaltungsprinzip ist also sehr ähnlich wie in Frankreich am Lac de Madine oder Lac du Der. Es läuft nicht mehr ab wie früher, ich muss aber sagen, dass ich in diesem Buchungsprinzip auch viele Vorteile sehe. Herrschte früher an diesem Gewässer doch ein extremer Angeldruck auf die Fische und die starke Frequentierung des Sees durch Angler machten das Angeln besonders im Frühjahr und Herbst nicht planbar. Es wird heute unter den Locals zudem vermutet, dass viele der damaligen Großkarpfen verschwunden sind und teilweise in anderen Gewässern ein neues Zuhause gefunden haben. Zweifelsohne eine unschöne Sache, da erging es dem Pusiano See wohl sehr ähnlich wie vielen anderen bekannten und öffentlichen Gewässern. Ein bisschen mehr Überblick und Ordnung durch Behörden schadet sicher keinem Gewässer. 

Persönlich richtig spannend nun nach Abschluss von vielen Jahren Zugehörigkeit zu einem großen Angelgerätehersteller war mein erster Karpfeneinsatz mit neuem Endgametackle und den Ködern der Firma P.R. Baits.

Vor ein paar Wochen besuchte ich Philipp Resch an seinem Firmensitz in Burgebrach. Wir unterhielten uns ein paar Stunden über unsere Vorstellungen und die Situation, dass ich eine neue Plattform suche während er mir in Ruhe die Firma und seine Produkte zeigte.

Mir ist Authentizität und Sympathie sehr wichtig bei einer Zusammenarbeit. Mich hat der Eindruck vor Ort restlos überzeugt, willkürlich war dieses Zusammentreffen aber auch nicht. Philipp und ich sind uns  auf legendären Karpfenanglerpartys in der lange zurückliegenden Vergangenheit immer mal begegnet, einige seiner aktuellen Teamangler kommen aus meinem ehemaligen Tätigkeitskreis und die professionelle Arbeitsweise von P.R. Baits haben dem Unternehmen zu seinem topmodernen Ruf als Hersteller für Futtermittel, Schlauchboote und Kleinteile in den letzten Jahren verholfen!

Als Futter setzte ich in Italien nun erstmalig Boilies aus der P.R. Baits Feed-Grade Fish und Fruity Zing Range gemischt in 20 und 24 Millimeter ein.

Die gelben Fruity Zing Boilies mischte ich in einem kleineren Mengenverhältnis dem Futter hauptsächlich als visueller Anreiz bei.

Das verwendete Rig, ein durchgebundenes No-Knot-Rig mit 35lb Green Strong Link  an einem Stahl Anker Hook der Größe 2, beköderte ich meistens mit zwei extraharten High Light 24 Millimeter Hookbaits. In höheren Wassertiefen auch immer mal mit der Two Light Version für ein bisschen Auftrieb.

Ummantelte Vorfächer haben wie monofile Materialien eine ganze Menge Pluspunkte. Beim Ablegen der Montage überschlagen sie sich nicht, bei Krebsattacken „vertüddeln“ sie sich äußerst selten, von scheuen Karpfen werden sie weniger leicht ausgeblasen und weisen zudem eine hohe Abriebfestigkeit an Hindernissen auf. Punkte, die mir gerade bei der Long Range Angelei sehr wichtig sind.

Zur frühen Abendzeit fuhr ich die drei erlaubten Ruten aus und fischte bis in die Morgenstunden. Bei einem Gewässer ohne sich deutlich verändernde Grundstruktur lege ich die Montagen alle auf unterschiedliche Wassertiefen in dem mir zur Verfügung stehenden Bereich. Vor meinem Platz ging schon nach dreißig Meter die einzige wirkliche Kante in das ganz langsam tiefer werdende Wasser über. Eine Rute platzierte ich frontal am Kantensockel bei 6 Meter, die anderen staffelte ich links und rechts in verschiedenen Entfernungen auf 10 und 13 Meter Tiefe und speicherte die Plätze mit GPS ab. Der See hat eine Spitzenwassertiefe von 23 Meter, ich hatte somit für mein Verständnis alles Interessante abgedeckt. 

Gefüttert habe ich jeden Abend ein Kilo Boilies beim Ablegen des Köders direkt auf die Montage. Bei diesen Wassertiefen erhalte ich auch so genug Streuung und ich möchte mit einem möglichst kompakten Futterplatz einen schnellen Biss provozieren um die Angelstunden optimal auszunutzen. Hatte ich auf einer Rute mehrere Fänge in der Nacht dann habe ich am nächsten Morgen zwei Kilo nachgefüttert und versucht den Spot zu beruhigen bis ich am Abend wieder mit dem Angeln begann. 

Diese Taktik ging auf, am Urlaubsende hatte ich ca.25 Schuppenkarpfen gefangen. Die allermeisten Karpfen hatten ein Gewicht zwischen  8-10 Kilo, nur mit zwei Fischen knackte ich die dreißig Pfund Marke wobei ich mich über einen deutlich herausragenden Schuppenkarpfen in der vorletzten Nacht von 21,7 Kilo Gewicht natürlich sehr freute. Ein Vierziger während eines Auslandtrips zu fangen ist immer das Ziel mit dem ich mich mehr als zufrieden gebe.

Meinem Eindruck nach schwimmen heutzutage deutlich mehr Karpfen in dem See weshalb ich das Angeln auch nicht als anspruchsvoll bezeichnen würde um irgendeinen Karpfen zu fangen. Auch würde ich den See aktuell nicht als ein Big Fish Gewässer einstufen. Das zeigten mir meine vielen Karpfenfänge in der ähnlichen Altersklasse und bestätigte mir auch der einzige weitere Karpfenangler vor Ort  im Gesprächsaustausch. Von ihm erfuhr ich, dass vor wenigen Jahren ein Fischsterben aufgetreten ist und danach der Bestand stark neu besetzt wurde. Potential ist aber durchaus vorhanden für die Zukunft, der See bietet alles was ein rasches Wachstum der Karpfen begünstigt. Das Klima ist ideal warm. An natürlicher Nahrung mangelt es nicht, das Vorkommen an Krebsen ist massiv explodiert. Die Karpfen freut es und der Karpfenangler muss in die Trickkiste greifen. Hierzu kann ich sagen dass die Krebse ab 8 Meter Wassertiefe sich so gut wie nicht mehr aufhalten und man keine Probleme mit abgefressenen Ködern hat. Für flachere Wassertiefen ist es sinnvoll eine Dose High-Light Hookbaits aus dem P.R. Baits Portfolio im Gepäck zu haben. Die halten was aus.

Es hat erneut viel Spaß gemacht den Urlaub mit dem Karpfenangeln verbinden zu können. 

Lago di Pusiano, irgendwann werde ich wieder kommen, entweder um wie in diesem Jahr einen relaxten Urlaub zu machen oder deine zukünftige Entwicklung bei einem reinen Angeltrip zu erfahren.

Ciao,

Patrick Haas